Wokeness und ein Irrtum
Bei Wikipedia heißt es zu Wokeness und Woke im Allgemeinen: "... Die Bedeutung im Duden lautet: "in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung", wobei auf einen möglicherweise abwertenden Gebrauch hingewiesen wird. ..." Woke – Wikipedia
Die Betonung liegt dabei auf hingewiesen wird. Das unterstütze ich, denn niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung, seiner Hautfarbe, seinem Glauben oder seiner politischen Meinung, sofern diese mit dem Rechtsstaat konform ist, benachteiligt oder ausgegrenzt werden. So, oder so ähnlich steht es auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und auch in etlichen Verfassungen anderer Staaten.
Nur leider, wie das so oft ist mit emporkommenden Strömungen, schießen diese weit über das eigentliche Ziel hinaus und wirken so eher destruktiv. Bewirken genau das Gegenteil von dem, was mal angedacht war, was sie bewirken sollten.
Beispiele gefällig? ... Kein Problem, denn die Welt ist momentan voll von sich gegenseitig überbietenden und übereifernden Wokeismus.
Schneewittchen ... jene historische Märchenfigur, deren Hauptmerkmal ihre schneeweiße Haut war, ist nun POC. Um "divers" und "inklusiv" zu sein, wird Schneewittchen, deren weiße Haut bekanntlich so charakteristisch ist, dass sie dem ganzen Märchen sogar seinen Namen verleiht, von der nicht ganz so weißhäutigen Latina Rachel Zegler gespielt. Das geschieht nicht deswegen, weil Disney jetzt tatsächlich etwas gegen Rassismus unternehmen will, sondern weil man sich vor den medialen Attacken einzelner woker Promis mit Profilneurose fürchtet. Die sieben Zwerge dürfen auch keine Zwerge mehr sein, sondern wurden durch "magische Kreaturen" ersetzt.
Oder Kleopatra ... diese Grand Dame der altägyptischen Kultur ist jetzt schwarz. Blackfacing ist schwer verpönt, historische Personen nachträglich zu "blacken" hingegen nicht. Nun hat es Kleopatra erwischt, immerhin die bekannteste Königin des Altertums. Die Entscheidung für die schwarze Schauspielerin Adele James wurde von der Produzentin Jada Pinkett Smith, der Frau des Schauspielers Will Smith, ganz bewusst getroffen. Weil es wichtig sei "Geschichten über schwarze Königinnen" zu erzählen, sagte sie – offenbar auch, wenn die Königin überhaupt nicht schwarz war und es sich um eine Dokumentation und keinen Spielfilm handelt. Verständlich das die Ägypter schwer beleidigt sind.
Oder Harry Potter ... An der Universität Chester wird vor der Lektüre von Harry Potter gewarnt: Diese könne zu "schwierigen Gesprächen über Geschlecht, Rasse, Sexualität, Klasse und Identität führen". In einschlägigen Kreisen gilt Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling ohnehin schon seit längerem als rotes Tuch, nachdem sie sich kritisch in Sachen Geschlechteridentität von Transpersonen geäußert hatte.
Oder Otto Waalkes ... Anlässlich des 75. Geburtstags von Komiker Otto Waalkes veröffentlicht der WDR einige Originalfolgen der "Otto-Shows" aus den siebziger Jahren – "ungekürzt und friesisch-derb", aber mit einer Warnung wegen "diskriminierender Sprache und Haltung".
Oder eben auch Arielle ... die ist ja auch schon ne ganze Weile POC. Hat sie wenigstens noch rote Haare? Keine Ahnung.
Oder Peter Pan, oder Pipi Langstrumpf, oder Winnetou, oder Obelix und Asterix, oder Tim und Struppi, oder ein Herz und eine Seele mit dem legendären Ekel - Alfred, oder oder oder ...
Das sind nur ein paar Beispiele aus einem schier ausufernden woken Irrsinn, den unsere Gesellschaft befällt.
Und das hat nichts, aber auch rein gar nichts mehr mit dem ursprünglichen Gedanken des woke zu tun. Diese Entwicklung ist nicht nur bedenklich, sondern desaströs. Denn sie vernichtet Kulturgut und stellt uns damit auf eine Stufe mit dem IS oder den Taliban, die Kulturgüter sprengen lassen. Wo ist da noch ein Unterschied?
Jetzt mag man meinen, dass das ja alles gar nicht so schlimm wäre. Das es doch nur um Filme, Lieder, Bücher oder Hörbücher gehe. Das die Menschheit doch viel größere Probleme hätte. Das man damit doch nur auf den momentanen Zeitgeist eingehe ... oh nein! Damit wird in eklatanter Weise versucht, die eigenen Interessen durchzusetzen, in dem man Historisches nachträglich verändert. Also verfälscht.
... wann kommt die Bücherverbrennung?
Alexander Beer 17.08.2023